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Ernährungsratgeber Rheuma

Weshalb ist eine angepasste Ernährung für Rheumatiker so wichtig?

Bei einer rheumatisch-entzündlichen Erkrankung unterstützt eine ausgewogene und durchdachte Ernährung ihre Therapie aktiv und verbessert den Langzeitverlauf.

Grundlage für eine erfolgreiche Ernährungstherapie ist eine vorwiegend vegetarische Kost, die zweimal pro Woche mit Seefisch ergänzt wird. Wichtig ist der tägliche Verzehr von Obst und Gemüse, sowie von fettarmen Milchprodukten und Käse. Besteht eine Unverträglichkeit oder Abneigung gegenüber Fisch kann auch ausreichend Omega-3 durch Leinöl, Walnussöl oder Rapsöl aufgenommen werden. Auch Nüsse sind hier ein besonders wertvoller Snack!

Selten verzehrt werden sollten fettreiches Fleisch, Wurst- und Fleischwaren.

Während Ihres Aufenthaltes möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Ernährung gestalten können, wie Empfehlungen auch im Alltag umgesetzt werden können und wie Sie dadurch positive Effekte in der Therapie und Wohlbefinden erreichen. Nutzen Sie die Heilkraft der Lebensmittel!

Durch jahrelange Forschung und neue Erkenntnisse konnten die Ernährungsempfehlungen ausgebaut und verbessert werden, sodass trotz der Erkrankung Genuss und Vielfalt geboten wird. Dies demonstriere ich Ihnen an einem Beispiel.

Schauen Sie hier die PDF “Tagesplan Rheuma“.

Sie leiden an Lebensmittelunverträglichkeiten? Kein Problem! In der Acura Klinik wird täglich frisch gekocht, sodass auf die verschiedensten Allergien und Unverträglichkeiten eingegangen werden kann. Sei es Gluten, Lactose, Histamin, Nuss, Milcheiweiß und anderes was Ihnen Probleme bereitet, wir können Ihnen eine angepasste Ernährung bieten. Sprechen Sie es direkt beim Aufnahmegespräch im Speisesaal an oder melden Sie sich noch vor Ihrem Aufenthalt bei uns per Telefon oder Email.

Selbstverständlich sind Sie als Diabetiker bei uns auch gut aufgehoben. Wir bieten ein ausgewogenes Buffet sowohl zum Frühstück als auch zum Abendessen an, wo Sie täglich Vollkornprodukte wählen können, Milchprodukte ohne Zuckerzusatz finden und abwechselnd Rohkost und Salate zur Verfügung stehen. So halten wir Ihren Blutzucker im Griff!

1. Essen Sie „echtes“ Essen
• Unverarbeitete Nahrungsmittel („alles ohne Zutatenliste und Verpackung“)
• Gemüse, Hülsenfrüchte, Salat, Obst, Nüsse, Pilze, Samen, Kräuter
• in moderaten Mengen Fisch, Fleisch
• ausgewählte verarbeitete Lebensmittel: Olivenöl, Rapsöl, Tee, Kaffee, Vollkornprodukte, Käse, Joghurt
• ggf. moderat Wein
• Selbst kochen
• Diäten sind meist nur eine Kompromisslösung-auf langfristige Ernährungsverbesserung orientieren
• Eine mediterrane Kost ist eine sehr gute und nachgewiesenermaßen ausgesprochen gesunde Ernährungsform

2. Essen Sie „Grün“
• Gemüse, Salate, Ballaststoffe
• Einschränkung bei Kartoffeln und Reis
• Nutzen Sie Gewürze: Curcuma (am besten zusammen mit Pfeffer), Ingwer, Kreuzkümmel, Chili, Safran, Zwiebeln, Knoblauch…Zurückhaltung beim Salz (Verschlechterung von Rheumaerkrankungen!)

3. Fisch & Fleisch
• Hochwertige Eiweißquellen
• Qualität und Herkunft ist entscheidend
• Fettiger Fisch (Makrele, Lachs)
• Weißes Fleisch>Wild>Rind, Schwein, Lamm
• Essen Sie wenn möglich nur Fleisch von Tieren, die selbst „gut gegessen“ haben (Weiderind)
• Wurstkonsum einschränken oder meiden

4. Eher fermentierte Milchprodukte
• Joghurt, Kefir, Quark, Käse
• Weniger Milch, ggf. Auslassversuch

5. Zucker und „leere“ Kohlenhydrate reduzieren
• Zucker in zahlreichen Lebensmitteln zugesetzt (deswegen: s.o. natürliche Lebensmittel)
• keine Industriesnacks
• auf Fruktose achten: „Fettmacher“ Nr.1 !
• künstliche Süßstoffe sind medizinisch unbedenklich, allerdings Störung der Darmflora möglich

6. Keine Angst vor Fett
• Ungesättigte Fettsäuren
• Nüsse (2 Handvoll täglich)
• Olivenöl, Rapsöl, Avocados, Samenkerne (Leinsamen, Chia, Sonnenblumen)
• Fisch, Käse, Butter (in Maßen)
• Vermeiden Sie Transfette (Fertiggerichte, Snacks)

7. Low-Carb-Diäten sind effektiv
• Insbesondere bei Insulinresistenz (Nüchtern BZ>100mg/dl, nach dem KH-Essen>200mg/dl)
• Insbesondere Verzicht auf „schnelle“ Kohlenhydrate: Zucker, Fruktose (Fruchtsäfte, Cola etc), Weißbrot, Kartoffeln, Reis
• kein verarbeitetes Fleisch (Wurst, Hotdog etc)
• Olivenöl, Rapsöl, Butter, Sahne, Kokosöl, MCT-Öl
• Gemüse (keine Kartoffeln, kein Reis), Salate
• Gesunde Protein-und Fettquellen: Nüsse, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Nüsse, Oliven, Avocados, Pilze
• Käse, Eier
• Joghurt, Quark
• Eher Beerenfrüchte
• Grüner Tee, dunkle Schokolade, Wein (moderat und trocken)
• Gesunde Kohlenhydrate: „fest statt flüssig“(keine Fruchtsäfte, Smoothies), ballaststoffreich, „unverarbeitet (Vollkorn vs. Weizbrot), niedriger „glykämischer Index“

8. Eiweißeffekt nutzen
• Bessere Sättigung
• „schlechte Energiebilanz“ für den Körper (d.h. keine Gewichtszunahme)
• Eiweiß ist lebensnotwendig für alle Organfunktionen, Muskulatur, Knochen, Immunsystem
• Kein Muskelzuwachs ohne Eiweiß!
• Gerade im Alter oder bei schweren Erkrankungen Eiweißzufuhr erhöhen
• Aminosäuren als Eiweißbestandteile gezielt für bestimmte funktionelle Veränderungen nutzen, oft ausgeprägte Mangelzustände
• Z.B. Arginin für bessere Durchblutung, Tryptophan für Entspannung und Schlaf

9. Fasten, Intervallfasten, „Zeitfenster-Essen“
• Essen innerhalb eines bestimmten Zeitfensters (8 bis 8 Uhr), als intensivere Variante Intervallfasten (z.B. 16 / 8 Stunden)
• Fastentage oder Fastenperiode (wenn möglich unter „kontrollierten“ Bedingungen) Heilfasten, Nachteil Muskelabbau
• „Entschlackungs“-Mechanismus („Autophagie“)
• Stoffwechseloptimierung, Entzündungshemmung
• Einfacher, wenn man unmittelbar vorher „low-Carb“ Ernährung praktiziert

10. Ketogene Diät als Therapiemöglichkeit
• Deutlich reduzierter KH-Anteil (<50g/d)
• Hauptenergielieferant Fett (s.o. gesunde Fette)
• Umstellung schwierig 1-2 Wochen, Dauer 4-6 Wochen
• Positive Effekte für Stoffwechsel, Insulinempfindlichkeit, Entzündung, Energie
• Besserung zahlreicher Erkrankungen

11. Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen
• Vitamin D (v.a.im Winter mindestens 2000-5000IE/d)
• Magnesium
• Omega-3: entzündungshemmend, gewichtsreduzierend, stoffwechselaktivierend
ggf. temporär hochdosiert (>3g/d), v.a.in Walnüssen, Chia-und Leinsamen, Rapsöl, fettiger Fisch, Blattgemüse
• Vitamin B-Komplex (Vitamin B12 Mangel bei Vegetariern)
• Zink
• Gutes Multivitaminpräparat („als Rundumschutz“)
• Qualität der NEM oft unzureichend, zertifizierte Produkte nutzen

12. Futter für die Darmbakterien
• Fermentierte Nahrungsmittel (z.B Sauerkraut), Ballaststoffe
• resistente Dextrose (Stärke)

13. Spezielle Empfehlungen für Rheumapatienten
• Erhöhte Harnsäure/Gicht: Reduktion von Fleisch, Wurst, Innereien, Fruktose (Fruchtsäfte etc), Bier, positiv: Kaffee, Kirschen
• Raynaud-Syndrom: nitrathaltige Lebensmittel (Rote Beete, Blattgemüse), Arginin-Substitution
• Eliminationskost ausprobieren (Weglassen spezieller Lebensmittel wie Milch, Glutenhaltige Lebensmittel, Fleisch..)
• Bei chronischen Entzündungen, langer Immobilität und im Alter auf adäquate (vermehrte !) Eiweißzufuhr achten (ggf. zusätzliche Eiweiß-Shakes)

14. Sport und Bewegung
• Regelmäßiger (täglich) Sport/Bewegung/Training
• Trigger für Ernährungsumstellung
• Positive Effekte für ALLE Erkrankungen: Rheuma, Krebs, Demenz, Herzerkrankungen, Depression, Diabetes….
• Lebensverlängernd, schmerzlindernd, Medikament-sparend
• Praktisch keine Nebenwirkungen, keine Rheuma-Verschlechterung
• Individuell (woran man Spaß und Freude hat)
• Schrittweise Anpassung von Dauer und Intensität an individuelle Fitness
• Einseitige Belastung meiden
• optimal Mischung aus Kardio-/Ausdauertraining, Kraft-und Muskelaufbautraining, Beweglichkeitsübungen (Tai Chi, Yoga !!)
• ggf. Hilfsmittel (Bandagen etc) nutzen

15. Genießen Sie !
• Entspannt bleiben, kulinarische Bereicherung statt Verzicht!
• Vertrauen Sie Ihrem Körpergefühl, niemand kennt Sie so gut wie Sie!
• Der Stoffwechsel ist individuell: Es gibt keine Diät oder Ernährung, die für alle gleich geeignet ist !
• Essen ist mehr als seine Bestandteile !

Weitere Informationsquellen:
Bas Kast: „Der Ernährungskompass“
Michael Pollan „64 Grundregeln Essen“
Michael Greger: „ How not to diet“
Ulrike Gonder „Der Keto-Kompass“
Edubily.de
Strunz.com