Was bedeutet Ketose überhaupt?
Die Ketose ist ein normaler physiologischer Zustand, der neben der ketogenen Diät auch durch Hungern, Fasten oder Ausdauersport entstehen kann. Unter den Bedingungen der strikten Kohlenhydrat-Einschränkung wechselt der Organismus aufgrund der resultierenden Verminderung von Glukose und Glykogen („Zuckerspeicher-Reserven“) seine vorrangige Energiequelle von Glukose/Zucker hin zu Ketonen und Fettsäuren, die einerseits aus der Ernährung, andererseits aus den körpereigenen Fett-Depots gewonnen werden.
Unter normalen Bedingungen gewinnt unser Organismus seine Energie aus allem, was wir essen und trinken. Nach der Verdauung werden die Nahrungsmittel zunächst in die jeweiligen Nähstoffbestandteile aufgespalten, aufgenommen und (v.a. in der Leber) weiterverarbeitet. Die Endprodukte werden dem Stoffwechsel zur Energiegewinnung oder als wichtige Bausteine für die Gewährleistung der Zellfunktionen sowie für Wachstum, Regeneration und Reparatur zugeführt. Zudem werden damit Speicher angelegt und gefüllt.
Zucker (Glukose) wird als Glykogen gespeichert, worauf der Körper schnell zugreifen kann. Diese Speicherkapazität ist allerding nur begrenzt.
Deswegen haben wir die kompakt gespeicherten Fettdepots, die uns mit einer hohen Energiedichte (über doppelt so viel Energie pro Gramm wie Kohlenhydrate und Protein) über „schlechte Zeiten“ bringen. Das vielseitige Fett wird dann abgebaut (zu Glyzerin und Fettsäuren) und zur Energiegewinnung oder zur Zuckerneubildung genutzt.
Aus den unhandlich-langen, wasserabweisenden Fettsäuren können aber auch Ketone werden: Kleine, wasserlösliche Verbindungen, die sich leicht mit dem Blut dorthin transportieren lassen, wo ein großer Bedarf herrscht. Neben den energiehungrigen Organen Herz, Muskulatur und Niere geht die flexible und effiziente Keton-Lieferung auch direkt über die sonst schwer zu überwindende, schützende Blut-Hirnschranke ins Gehirn.
Für Besserwisser:
ABC der Fettsäuren
Fette bestehen in der Regel aus einem Glyzerinmolekül (für alle Fette gleich) mit 3 Fettsäuren, die die jeweilige Art und Funktion bestimmen. Fettsäuren sind Ketten aus Kohlenstoffmolekülen und Wasserstoff mit einer Säuregruppe am Kopfende. Sie unterscheiden sich nach ihrer Länge und ob sie gesättigt (d.h. keine Doppelbindung haben) oder ungesättigt (d.h. eine oder mehrere Doppelbindungen aufweisen) sind.
Gesättigte Fettsäuren:
- keine Doppelbindungen, reaktionsträge,
- werden vom Körper in großen Mengen selbst hergestellt,
- finden sich z.B. in Butter, Schmalz, Sahne Käse, Kokosfett, Palmkernfett, Pflanzenölen, Fleischfett
Ungesättigte Fettsäuren:
- Doppelbindungen, die mit Zahlen gekennzeichnet sind
- je mehr Doppelbindungen, um so reaktionsfreudiger und empfindlicher
- Omega-6 und Omega-3 Fettsäuren haben unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Funktionen, sollten in einem ausgewogenen Verhältnis vorliegen
- Omega-9 Fettsäure (einfach ungesättigt, Ölsäure) ist die mengenmäßig häufigste Fettsäure in den Fetten und im Fettgewebe
- Essentielle (d.h. lebensnotwendige) Fettsäuren: Linolsäure und alpha-Linolensäure, besonders ketogen
Trans-Fettsäuren:
Mit Ausnahme der natürlichen trans-Fettsäuren im Fett von Wiederkäuern (Fleisch, Milch) sind trans-Fettsäuren aus industriell teilgehärteten und durch langes und hohes Erhitzen veränderten Fetten gesundheitlich problematisch. Sie führen zu schädigenden Veränderungen der Blutfette, fördern Entzündungsprozesse und stören die Verwertung der Omega-3 Fettsäuren. Deshalb sollten sie auch im Rahmen der ketogenen Diät gemieden werden.
Besonders gut für die Ketonproduktion („Keto-Booster“) eignen sich übrigens mittelkettige Fettsäuren(MCT)
Die metabolische Umstellung, die sogenannte Ketogenese findet vorrangig in der Leber statt und führt zur Bildung der Ketonkörper Beta-Hydroxybutyrat/BHB, Acetoacetat und Aceton. Die Leber kann die Ketone allerdings selbst gar nicht verwerten, da die entsprechenden Enzyme fehlen. So bleibt aber mehr für alle anderen Gewebe einschließlich der Nervenzellen (die sonst keine Fettsäuren verwerten können) zur Verfügung.
Das wird besonders dann wichtig, wenn unser Gehirn viel Energie braucht. In den ersten Lebensmonaten benötigt das Gehirn eines Säuglings 75 % der gesamten Energie! Das ist nur möglich über die Nutzung von Ketonkörpern, die darüber hinaus auch lebenswichtige Bausteine für dessen Entwicklung darstellen.
Die Stoffwechselflexibilität zeigt sich auch darin, dass der Körper aus Fett und Eiweiß selbst Zucker herstellen kann (Glukoneogenese), also nicht auf zugeführte Kohlenhydrate angewiesen ist.